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Bodensee - es muss nicht immer Asien sein

Nachdem wir schon eine ganze Weile das heimische Nest nicht mehr verlassen haben, ist es wieder Zeit auf Reisen zu gehen. Diesmal geht es ausnahmsweise nicht gleich um die halbe Welt, sondern nur durch halb Deutschland. Für unseren neuen Mitreisenden Olli ist aber auch das gefühlt schon totaaaal weit. Olli (sein richtiger Name: Manoli) ist unser neues, vierbeiniges Familienmitglied aus Griechenland. Mit seinem einen Jahr hat er noch nicht viel von der Welt gesehen. Und das geht ja nicht! Deshalb beschließen wir kurzerhand, zum Einstieg eine Woche am Bodensee zu verbringen.

Unser neuer Mitreisender: Manoli

Die ganze Sippe

Tag 1 - 16.11.2015 - Anreise & Friedrichshafen

AMontagmittag geht es los. Unser Hund hat gefühlt mehr Gepäck als wir beide zusammen. Damit die Strecke am Stück nicht gleich zu lang wird für Olli machen wir auf der Hälfte der Strecke hinter Stuttgart einen kurzen Stop in Herrenberg um uns die acht Beine zu vertreten. Dieses kleine verschlafene Städtchen scheint wie im Winterschlaf zu sein - die Straßen beinahe menschenleer, viele Geschäfte geschlossen. So gehen wir nur kurz durch die Altstadt hinauf zur Kirche, wo wir mit einem schönen Blick auf die engen Gässchen der Stadt belohnt werden. Wir verlieren aber nicht viel Zeit und machen uns schnell auf den Weg zurück zum Auto, sodass wir vor Einbruch der Dunkelheit in Friedrichshafen am Bodensee ankommen. Auch hier wirkt um diese späte und normalerweise eher ungemütliche Jahreszeit alles ein wenig verlassen. An jedem zweiten Restaurant, Gasthof und sogar einigen Sehenswürdigkeiten werden wir mit Schildern wie "Betriebsferien, danke für Ihr Verständnis" (welches Verständnis??) oder "Wir sind ab März 2016 wieder für Sie da" empfangen. Na das kann ja heiter werden ;)

Zwischenstopp in Herrenberg bei Stuttgart

Ankunft am Bodensee

Tag 2 - 17.11.2015 - Friedrichshafen

Der nächste Tag bricht an. Nach einem ausgiebigen Frühstück laufen wir vom Hotel aus Richtung Hafen. Unser Weg führt direkt an der Schlosskirche vorbei, in deren Innenhof wir uns erst einmal umschauen. Neben der Schlosskirche befindet sich das Schloss Klosterhofen, in dem die herzogliche Familie von Württemberg noch heute wohnt.

Wir schlendern weiter am Ufer entlang zu den Überresten des alten Hafenbeckens der Stadt. Man kann an einer Stelle bis an den See. Olli findet Wellen ja total toll zum Spielen...

Von hier aus geht es nahe des Ufers am ehemaligen Kurhaus "Graf Zeppelin Haus" vorbei bis wir den heutigen Hafen erreichen. An der gesamten Promenade finden sich neben den vielen Anlegestellen Cafés und Restaurants. Die meisten sind leer - es ist deshalb nicht schwer einen Platz in der ersten Reihe mit einem fantastischen Blick über den Bodensee zu ergattern. In Lammfell und Decken eingewickelt genießen wir hier einfach nur das Nichtstun und das An-nichts-denken-müssen. Ein tolles Gefühl, denken wir. Total öde! - denkt Olli.... Um seine Geduld nicht zu lange zu strapazieren setzen wir unseren Stadtspaziergang schnell fort und erklimmen zu dritt den Aussichtsturm am Hafenbecken. Gespannt schaut Olli dem Bagger zu, der gerade die Hafeneinfahrt ausbaggert und dabei allerlei Schlamm und Matsch zu Tage fördert. Besser als Kino! :D

Anschließend geht es ins Zeppelin-Museum - Pflichtprogramm in der Stadt, in der Graf Zeppelin seine legendären Flugschiffe erschuf. Hier wird uns wieder einmal eine der Einschränkungen bewusst, die man als Hundebesitzer hinnehmen muss, denn wir können das Museum nur getrennt nacheinander besuchen, während der andere draußen Olli hütet. Naja, so bleiben wir wenigstens fit!

Das Zeppelin - Museum: Man betritt die erste Halle in der man gleich auf "Reise" mit der legendären Hindenburg geschickt wird. Am Maibach von Herrn Zeppelin vorbei nimmt man seine Fahrkarte und erklimmt die Zugangstreppe zum Zeppelin. Klar, dass kein ganzer Zeppelin der in das Museum passt. Es ist ein originalgetreuer Teilnachbau, der einen guten Eindruck vom Innenraum vermittelt. Neben der Geschichte der Luftschiffe wird auch sehr anschaulich und zum selber ausprobieren und verstehen die Technik erklärt, wie Bauweise, Antrieb usw. Auf jeden Fall einen Besuch wert.

Alle drei wieder vereint geht's in die Innenstadt von Friedrichshafen, noch etwas Shopping...

Um den Tag entsprechend ausklingen zu lassen gibt es Leckeres im alten Kellergewölbe vom "Spitalkeller".

Schlosskirche in Friedrichshafen

Toll, Wellen!!

"Außenskelett" des Zeppelins "Hindenburg"

Nachbildung des Panormadecks der "Hindenburg"

Tag 3 - 18.11.2015 - Bregenz & Lindau

Morgens machen wir uns auf direktem Wege – ohne Mautstraßen – ins österreichische  Bregenz auf. Gut 40 Minuten brauchen wir – plus geschätzt weitere 400.000, um einen kostenfreien Parkplatz zu finden, denn das gesamte Innenstadtgebiet ist in unterschiedliche – kostenpflichtige – Parkzonen aufgeteilt. Sehen wir ja gar nicht ein, schon gar nicht im November als einzige Touristen weit und breit. Im Stadtteil Lochau werden wir schließlich fündig.

Über die Uferpromenade schlendern wir in die Stadt – vorbei am Konzertschiff “Sonnenkönigin” und der berühmten Festspielbühne, die direkt auf den Bodensee gebaut wurde. Nachdem wir eine der extreme spärlichen Infotafeln inkl. Stadtplan gefunden haben, machen wir sicherheitshalber noch ein Handyfoto, bevor wir uns auf den Rundweg durch die Altstadt machen. Unser Weg führt vorbei an kleinen, etwas windschiefen Fachwerkhäusern bis hinauf zur katholischen Pfarrkirche St. Gallus, von wo aus man eine schöne Aussicht auf die Steinhäuser der historischen Altstadt hat. Wir verweilen kurz am leider geschlossenen Martinsturm, einem großen Glockenturm, in dessen Untergeschoss sich eine Kapelle befindet. In der Unterstadt laufen derweil auf dem Kornmarktplatz alle Vorbereitungen für den Aufbau des Weihnachtsmarktes. Dass wir im T-Shirt bei gut 16 Grad und strahlendem Sonnenschein zwischen Weihnachtsbäumen und lebensgroßen Nussknackern umherlaufen, fühlt sich irgendwie falsch an… immerhin ist es der wärmste Herbst seit 134 Jahren am Bodensee.

Nach einer kurzen Kaffeepause ziehen wir uns schnell die Wanderstiefel an, und los geht es: Wir wollen noch den 1064m hohen Hausberg “Pfänder” besteigen. Normalerweise fährt eine Seilbahn den steilen Weg auf den Berg hoch, aber die ist zu dieser Jahreszeit, ihr erratet es nie…. geschlossen. Also bleibt uns und Olli nur der Weg zu Fuß. Nach den ersten Metern nutzen wir die herrliche Aussicht auf Bregenz und den Bodensee für einen schnellen Mittagssnack. Der Stopp kommt ganz gelegen, denn die vielen Treppen fordern uns einiges ab. Wir waren auch schonmal fitter :-/ 

Olli hängt uns schon nach wenigen Metern ab und fragt sich wahrscheinlich, warum wir denn die ganze Zeit so rumtrödeln und er ständig auf uns warten muss, während wir schnaufend nach Luft schnappen. Nach einer gefühlten Ewigkeit nehmen die Treppen ein Ende, und wir können die restlos geniale Aussicht auf den sonnenbeschienen Bodensee genießen. Der Abstieg fällt dann deutlich leichter. Da es beinahe dunkel wird, als wir wieder am Auto ankommen, müssen wir uns beeilen. Zum Sonnenuntergang wollen wir bereits auf der Insel Lindau sein, um dort den schönen Tag ausklingen zu lassen. Den Sonnenuntergang verpassen wir zwar knapp, trotzdem ist die Aussicht auf den See lohnenswert. Wo wir nun schon hier sind, müssen wir natürlich auch noch eine kleine Tour durch die historische Altstadt machen. An der Seepromenade entlang geht es zum Hafen, dessen Einfahrt von einer überlebensgroßen Ausgabe des bayrischen Löwens bewacht wird. Sehr zur Freude von Olli scheint dies der Hot Spot der Lindauer Hunde-High Society zu sein, und wir treffen eine schicke Dame nach der nächsten. Auf der anderen Seite der Hafeneinfahrt thront der 33m hohe “Neue Leuchtturm”, den David mit einem umgekehrten Panoramabild versucht, inkl. Spiegelung für die Nachwelt festzuhalten. Wir tingeln etwas durch die Altstadt, vorbei am alten Rathaus, das mit zahlreichen Malereien  verziert ist, und am Diebsturm, der früher als Gefängnis genutzt wurde. Den Abend lassen wir in der Traditions-Weinstube “Fischerin” ausklingen, die schon seit 1953 Leute betrunken macht :)

Neuzeitlicher Pfahlbau :) in Bregenz

Altstadt Bregenz

Sonnenuntergang in Lindau

Hafeneinfahrt Lindau

Tag 4 - 19.11.2015 - Meersburg, Pfahbauten Unteruhldingen, Birnau & Schloss Salem

Erster Stopp des heutigen Tages ist Meersburg, das nach dem Namen der Burg benannt ist, die seit dem 7. Jh. über der Stadt thront. Die Burg ist auch das erste Highlight unseres Rundgangs durch die Altstadt, denn diesmal darf sogar unser Olli mit, um etwas über deutsche Geschichte zu lernen – als zugezogener Grieche ist Bildung schließlich wichtig zur Integration. Die Burg inkl. der Innenräume ist toll erhalten und gibt einen Einblick in das Leben der Menschen zu früheren Zeiten. Auch mittelalterliche Ritterrüstungen und Waffensammlungen sind ausgestellt. Außerdem kann man einen Blick in das 9m tiefe sog. “Angstloch” werfen, das in den ehemaligen Kerker führt. Olli findet das alles furchtbar langweilig und möchte eigentlich nur den Vögelchen im Innenhof der Burg hinterherjagen. Nachdem uns dann auch noch ein authentischer Ritter die Funktionsweise der Zugbrücke und der im Schlossgraben stehenden Mühle erklärt hat, beenden wir unseren Rundgang und machen uns auf den Weg zum “Neuen Schloss”, das – wie könnte es anders sein – um diese Jahreszeit aber geschlossen ist. Wenigstens die Aussicht aus dem Schlossgarten wird uns nicht verwehrt, und bietet nochmal eine tolle Aussicht auf die Meersburg, die Unterstadt und den Hafen. Wir wärmen uns mit einer heißen Schokolade an der Uferpromenade auf, und spazieren noch zur “Magischen Säule” des Künstlers Peter Lenk, die auf komische Art und Weise Persönlichkeiten darstellt, die die Stadtgeschichte geprägt haben, wie z.B. die berühmte Dichterin Annette von Droste-Hülshoff, die 1848 auf der Meersburg ihre letzte Ruhe fand.

 

Weiter geht unsere Tour in die Weltmetropole Unteruhldingen, in der sich originalgetreue Nachbildungen der historischen Pfahlbauten befinden, die vor allem in der Stein- und Bronzezeit so typisch für diese Region waren. Hier ist so viel los, dass sogar sämtliche Parkverbotsschilder in der gesamten Innenstadt einfach abmontiert wurden. Selbstverständlich ist das Pfahlbaumuseum zu dieser Jahreszeit nicht durchgängig für Besucher zugänglich, sondern wird nur einmal täglich (immerhin!) im Rahmen einer Führung um 14:30 Uhr geöffnet. Die nehmen wir natürlich mit, denn auch hier wird vierbeinige Begleitung geduldet. Die Führung ist toll gemacht und zeigt Pfahlbauten unterschiedlicher Perioden und Bauweisen. Ein verrückter Mitarbeiter hat sogar 2 Monate unter steinzeitlichen Bedingungen (Werkzeuge, Nahrung, etc.) in einem selbst gebauten Pfahlbau gelebt. Brrr, schattig!

Da wir nach der Führung noch Zeit haben, machen wir noch einen schnellen Abstecher zum pinkfarbenen Kloster Birnau, das 1767 inmitten von Weinbergen im Stile des Rococo erbaut wurde und schon von Weitem durch seine farbenfrohen Ornamente auffällt.

 

Die wohl größte Enttäuschung des Tages ist der Versuch des Besuchs im Schloss Salem, das zwar über riesenhafte Parkplatzflächen verfügt, aber sogar schon Ende Oktober die Saison beendet hat und uns gerade mal einen Blick durchs Tor in den Innenhof erhaschen lässt. Der Westflügel des Schlosses beherbergt ein Eliteinternat, das von Persönlichkeiten wie Prince Philip, Dr. Oetker und Ernst August von Hannover besucht wurde.  Zum Ausgleich für diesen Flop lassen wir den Tag bei schwäbischen Spezialitäten in Friedrichshafen ausklingen.

Altstadt von Meersburg

Die Meersburg in.... wo war die nochmal?

Originalgeteue Nachbauten der Pfahlbauten in Unteruhldingen

Klosterkirche Birnau

Tag 5 - 20.11.2015 - Ravensburg

Die vergangenen Tage über wollten wir es nicht wahrhaben, doch als wir heute früh unsere Rollos hochziehen müssen wir leider feststellen, dass der Wetterbericht recht behalten hat: Das tolle, fast spätsommerliche Wetter der letzten Tage ist umgeschlagen und trüben, grauen Regenwolken gewichen. Ziemlich eklig – so hatten wir uns unseren Urlaub nicht vorgestellt. Was also tun?

Da uns am frühen Vormittag noch Olli auf Trab hält und wir erstmal zum Tierarzt müssen, können wir so oder so erst etwas später starten, als sonst. Ein weit entferntes Ziel lohnt sich heute nicht, deshalb fahren wir in die Spielestadt Ravensburg – in der Hoffnung, dass dort das Wetter vielleicht ein bisschen besser ist. Doch natürlich regnet es auch hier unaufhörlich. So fällt unsere Tour entlang der alten Stadtmauer, dem sog. “Blaserturm” – einem ehemaligen Wachturm – und dem Lederhaus mit seiner Renaissancefassade bis hin zum zentralen Marienplatz verhältnismäßig kurz aus. Dort verkriechen wir uns für die nächsten 2,5 Stunden in ein Café, und schauen von drinnen zu, wie der Regen in kleinen Rinnsalen die Fenster hinunterfließt. Olli möchte eigentlich gar nicht mehr nach draußen und macht kurzerhand auf dem Treppenabsatz kehrt,  doch wo wir schonmal hier sind, wollen wir noch den kurzen Aufstieg bis zur  barocken Veitsburg aus dem Jahre 930 machen. Zwar fegt uns der Sturm fast vom Berg und wir müssen unseren Schirm mit beiden Händen festhalten, um nicht mit ihm zusammen abzuheben, dafür werden wir oben mit einer tollen Aussicht über die Stadt belohnt.

Schlussendlich sind wir aber froh, als wir nach diesem stürmisch-verregneten Tag zurück in unsere Pension kommen und den Abend ganz den Bodensee-Weinen widmen können :)

Blick auf Ravensburg

Tolles Wetter beim Aufstieg zur Veitsburg

Tag 6 - 21.11.2015 - Insel Mainau & Konstanz

Petrus scheint ein schlechtes Gewissen zu haben und ist uns wettertechnisch an unserem letzten Urlaubstag gnädig. Nachdem wir den frühestmöglichen Termin beim Tierarzt um 08:45 Uhr erwischen konnten und Olli eine weitere Spritze tapfer überlebt hat, nehmen wir um 10:22 Uhr die Fähre ab Meersburg quer über den Bodensee nach Konstanz. Ganz schön zugig! Gut 15 Minuten dauert die Fahrt. Konstanz begrüßt uns mit strahlendem Sonnenschein, deshalb machen wir noch einen Abstecher zur Blumeninsel Mainau, bevor wir die Innenstadt von Konstanz erkunden. Von Blumen kann zwar im November keine Rede sein, die Insel ist aber trotzdem super für einen Herbstspaziergang mit Hund. Man kann sich sogar als Erwachsener auf den Spielplätzen austoben, ohne dass einen jemand sieht und das komisch findet :) Auch das Schloss und das Schmetterlingshaus sind auf jeden Fall sehenswert und super, um drinnen wieder aufzutauen.

 

In Konstanz selbst steht natürlich ein Besuch des Münster auf dem Programm, das romanische, gotische und barocke Bauelemente verbindet und dessen Turm eine gigantische Aussicht über die Stadt und den Bodensee bietet. Da wir anschließend doch noch vom Regen überrascht werden, verbringen wir den restlichen Nachmittag mit indischem Essen, Mango Lassi und ordentlich Kaffee. Ein gemütlicher Abschluss für einen Urlaub, der uns gezeigt hat, dass man gar nicht immer gleich bis nach Asien reisen muss, um Neues zu entdecken und den Alltag für eine Weile zu vergessen! :)

Deutschordenschloss auf Mainau

Blumeninsel Mainau

Poniiiiiiies!

Schmetterlings-Haus Mainau

Münster in Konstanz

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