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Marokko - Wüstensand und Feilscherei

Unsere Reiseroute

Reisezeitraum:

8 Tage - 04.-11.12.2014

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Start- und Endpunkt:

Frankfurt/Main

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Stops entlang der Route:

Frankfurt – Marrakech – Kasbah Ait Benhaddou – Dadès – Tinghir Oase – Toudra-Schlucht – Merzouga – Erg Chebbi – Marrakech – Essaouira – Marrakech - Frankfurt

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Zurückgelegte Strecke:

1.600 km

Djemaa El-Fna

Tagines - das traditionelle marokkanische

Kochgeschirr

Tag 1

Dieses Mal zieht es uns nach Marokko, genauer nach Marrakesch im Norden Afrikas, um vor dem kalten deutschen Winter noch einmal Sonne und Ferne zu tanken. Mit dem bekannten irischen Billigflieger, dessen Namen wir hier nicht nennen möchten 😉, geht es direkt nach Marrakech.

Statt des Flughafenbusses entscheiden wir uns mit anderen Reisenden ein Taxi in die Medina zu teilen, um Zeit und Geld zu sparen. Auf geht's ins bunte Treiben auf dem Djemaa el-Fna, dem großen Platz in der Medina, auf der Suche nach unserem gut versteckten Hotel. Wir versuchen es zuerst auf eigene Faust, scheitern aber kläglich im Gewirr der engen Gassen. Tipp: Nur Ladenbesitzer, etc. nach dem Weg fragen, andere Marrakshi zeigen einem auch gerne den Weg, allerdings meistens nicht umsonst.

Zum Abendessen testen wir eine der vielen berüchtigten Garküchen auf dem Djemaa el-Fna. Kaum einen Schritt vorwärts kommt man in dem Gewühl der Garküchen, ohne aufdringlich von Promotern der einzelnen Stände zum Essen gedrängt zu werden. Wir machen es uns einfach und entscheiden uns für die Nummer 1 "Chez Aicha".

Zum Abschluss drehen wir noch eine erste Runde durch die Souqs, bevor wir ins Hotel zurückkehren.

Tag 2

Am nächsten Morgen geht es los auf Entdeckungstour durch die Stadt. Nachdem wir uns kurz in den Souqs verirrt haben, gelangen wir ins jüdische Viertel, den sogenannten Mellah Market.

Wir streifen durch die Gewürzshops und studieren allerhand Naturkosmetik, größtenteils basierend auf Argan Oil.

Durch den Rundbogen rechts erreichen wir den Eingang zum Badi Palace, der im 16 Jh. von Sultan Ahmed el-Mansour erbaut wurde, allerdings schon 75 Jahre später zu einer Ruine zerfallen war. Auf unserer Besichtigungstour durch den Palast gelangen wir auch auf die Befestigungsmauer, von wo aus wir zum ersten Mal auf die schneebedeckten Gipfel des Hohen Atlas blicken - im Hindergrund stets das Klappern der Störche, die auf den Festungsmauern nisten. Zu Mittag gibt es ein traditionelles marokkanisches Gericht: Kebabs aus Hähnchen- und Rindfleisch. Weiter führt unser Weg über die Kasbah-Moschee zu den versteckten Saadischen Gräbern. Um zu den kunstvoll mit Carrara-Marmor und Gold verzierten Mausoleen zu gelangen, müssen wir durch einen engen Gang zwischen den Mauern der Moschee gehen. Diese im Jahre 1603 von Sultan Al-Mansour geschaffene Grabstätte war lange hinter den Mauern der Moschee verborgen und wurde 1917 wiederentdeckt.

Anschließend schauen wir uns den Bahia Palace an, der vor allem durch die reichen Verzierungen auf den Türen, Fenstern und Wänden seiner Innenhöfe und Deckenfresken beeindruckt.

Darnach stürzen wir uns ins wilde Durcheinander des Djemaa el-Fna. Am Nachmittag findet man hier neben Geschichtenerzählern, Wahrsagern, Schlangenbeschwörern und Affendompteuren auch Gebissverkäufer und Hennamalerinnen. Von den Dachterrassen der umliegenden Cafés kann man das bunte Treiben am besten beobachten, ohne gleich zur Kasse gebeten zu werden. Pünktlich um 16:00 - so wie jeden Tag - rollen die ersten Karren der Garküchenstände an, um aufzubauen.

Innerhalb einer Stunde verwandelt sich der Platz der Gaukler und Entertainer in eine kulinarische Hochburg, die von Fisch und Meeresfrüchten über Tagines bis hin zu Schafsköpfen alles zu bieten hat. Wir testen erneut einen der vielen Stände und wagen uns zum ersten Mal sogar an eine lokale Delikatesse: Schnecken - gut das mal probiert zu haben, war aber auch das letzte Mal

Um den Geschmack der Schnecken zu überdecken gibt es zum Abschluss des Tages noch einen würzigen würzigen Nachtisch. Tee darf hier natürlich nicht fehlen...

 

Badi-Palast

Djemaa El-Fna

Im Gewirr der Gassen von Marrakechs Medina

Tag 3

Typisch marokkanisch starten wir in den Tag mit Pfannkuchen, Honig und natürlich Tee.

Unsere erste Station heute ist die Koutoubia Moschee, welche zwar für Nicht-Moslems nicht zugänglich ist, aber mit Ihrem 70m hohen Minarett die Stadt überragt und das Vorbild der Giralda von Sevilla bildet. Zu Fuß geht es weiter zum Jardin Majorelle, der der Stadt von Yves Saint Laurent in Gedenken an den Künstler und Erbauer Jacques Majorelle gestiftet wurde. Der Garten beherbergt allerlei Pflanzen der fünf Kontinente und das markante blaue Haus in dessen Zentrum.

Quer durch die Souqs von West nach Ost machen wir uns auf zur Medersa Ali ben Youssef, der ältesten Universität von Marrakech, die im 14 Jh. gegründet wurde. Beeindruckend wie in den 132 kleinen Schlafsälen 900 Studenten Platz gehabt haben sollen.

Auf dem Weg zurück zum Djemaa el-Fna nehmen wir noch das Gerberviertel mit, wo noch nach traditionellen Methoden Leder gegerbt wird. Der erwartete beißende Gestank der Gerbeprozesse bleibt zum Glück aus, stattdessen werden wir bereitwillig durch die verschiedenen Gerbebecken geführt.

Am späten Nachmittag erfrischen wir uns mit einem günstigen frisch gepressten Orangensaft und ich (Julia) lasse mir nach der üblichen Preisverhandlung ein schönes traditionelles Henna-Tatoo machen.

Mitten im Westen der Souqs soll sich noch der sehenswerte Mouassine-Brunnen befinden, also machen wir uns wieder in den engen Gassen ohne wirkliche Beschilderung auf die Suche - aber statt der beschriebenen "Quelle sprudelnden Lebens" finden wir leider nur eine grüne Brühe, die eher nach Infektion aussieht...

Es ist bereits abends und der Djemaa el-Fna lädt uns wieder ein in den Garküchen neue Gerichte auszuprobieren. Wir schlemmen uns durch, und da in dieser Woche das alljährliche große Filmfestival des Landes stattfindet, ist der große Platz - vor allem vor der großen für das Filmfest aufgebauten Leinwand - gut gefüllt. Wir schauen kurz dem neuesten Bollywoodfilm auf Indisch mit kaum lesbaren französischen Untertiteln zu und lassen den Abend das erste Mal nicht mit Tee, sondern einem schönen kühlen Bier in einer der wenigen Bars, welche Alkohol ausschenken, ausklingen.

 

Koutoubia-Moschee

Medersa Ben Youssef

Jardin Majorelle

Henna-Tattoo

Gewürze in allen Variationen

Tag 4

Endlich - heute starten wir zu unserer lang ersehnten Wüstentour. Pünktlich 20 Minuten zu spät werden wir an unserem Hotel abgeholt und zum Minibus geführt. Nach einem Buswechsel und drei vergeblichen Versuchen unseres wenig gesprächigen Busfahrers am Geldautomaten Dirham zum Tanken zu ziehen, geht es dann auch los auf die wilde Fahrt.

Nach gut drei Stunden halsbrecherischer Überholmanöver auf den viel zu schmalen Straßen des Atlasgebirges (Leitplanke: überbewertet!) erfahren wir dann auch, dass wir auf Grund der Wetterlage einen Umweg von ca. 200 km in Kauf nehmen müssen - was den geplanten Besuch der Filmstadt Ouarzazate leider unmöglich macht. Der Besuch der Kasbah Aït Benhaddou am späten Nachmittag war zum Glück noch drin. Die UNESCO hat die Kasbah 1997 aufgrund ihrer historischen Bedeutung als Station der Karawanen auf ihrem Weg zur Atlantikküste mit in die Liste der Weltkulturerbe aufgenommen. Seither hat die Kasbah, erbaut im 11. Jahrhundert, mit ihren traditionellen Lehmhäusern als Kulisse zahlreicher Filme gedient: z.B. Gladiator und Lawrence of Arabia u.v.m. Da wir sehr spät an unserem Übernachtungsziel, der Schlucht von Dadès, ankommen, bekommen wir von der grandiosen Umgebung um uns herum leider kaum noch etwas mit.

Atlasgebirge

Kasbah Ait-Ben Haddou

Ausblick von der Kasbah Ait-Ben Haddou auf die alte Route der Karawanen

Tag 5

Um das am Vortag Verpasste nachzuholen, starten mit einer Fotosession in der Schlucht von Dadès, deren imposante Steinformationen hoch in den Himmel ragen. Wir setzen unsere Reise in die Schlucht von Toudra fort - vorher machen wir in der Tinerhir Oase Halt. Ein lustiger und verrückter Berber führt uns enthusiastisch über Stock und Stein auf engen Wegen durch sein Heimatdorf. Während uns in einer Frauen-Kooperative die Herstellung von Teppichen live und per Hand am Webstuhl demonstriert wird, kommen wir in den Genuss eines "Berber Whiskeys" (Tee... 😊). Zum Glück lässt unser Billigflug-Arrangement keine sperrigen Babydromedarhalswollenteppich zu - auch wenn sie noch so flauschig sind.

In der Toudra-Schlucht erheben sich übersteile Felshänge, die zum Klettern einladen (leider keine Ausrüstung dabei). Wir machen nur einen kurzen Stop und setzen unsere Route nach Merzouga fort, um vor Sonnenuntergang die Wüste zu erreichen.

Gegen 16:00 Uhr treffen wir bei unseren schon gesattelten Dromedaren ein. Nur mit dem Nötigsten im Gepäck steigen wir auf unsere Wüstenschiffe auf. Gut festhalten und die Karawane zieht los. Gute 1,5 Stunden schunkeln wir über die Dünen des Erg Chebbi zu unserem Wüstencamp. Wir werden natürlich, wie es sich nach Berbermanier gehört, mit einem Tee begrüßt. Kurz die nächtliche Matratze bezogen, erkunden wir die Dünen und genießen den Sonnenuntergang. Nach Einbruch der Dunkelheit und vor bevor der Vollmond die Nacht erhellt, tut sich über uns ein spektakulärer Sternenhimmel auf, wie man ihn nur fernab von jeder Zivilisation so klar zu sehen bekommt. Sogar die Milchstraße ist am Himmel mit bloßem Auge deutlich zu erkennen.

Fasziniert betrachten wir den Himmel bis der Mond den Sternen ein jähes Ende bereitet.

Im Kerzenschein im Beduinenzelt essen wir zusammen eine heiße Tagine bevor es draußen ans Lagerfeuer geht.

 

Schlucht von Dadès

Tinerhir-Oase

Toudra-Schlucht

Die Karawane zieht los

Kameltour durch den Erg Chebbi

Tag 6

Ziemlich gefrostet trotz 5 Decken quälen wir uns um halb 6 zähneknirschend aus den Federn - den Sand haben wir inzwischen überall. Egal - der Kamelführer ruft zum Aufbruch. Wir packen unsere Sachen, Kippen den Sand aus unseren Schuhen, und los gehts. Natürlich ist der Kamelführer selbst nicht pünktlich - denn er muss zuerst auf die Suche nach zwei Kamelen gehen, die über Nacht ausgsebüchst sind. Leider vergeblich, so dass zwei aus unserer Gruppe zurück laufen müssen (worüber keiner wirklich böse ist, zumal so ein Kamel nicht gerade eine Couch ist). Den Sonnenaufgang erleben wir vom Kamelrücken aus inmitten der Dünen - ein einmaliges Erlebnis!

Kurz vor der Ankunft zurück in der Zivilisation finden wir sogar die zwei Ausreißer wieder (geschickt getimed...!).

Da wir eine lange Strecke vor uns haben brechen wir zeitig auf, nachdem wir uns von den Kamelen verabschiedet haben. Wir legen einen schnellen Lunch-Stop im Rosental ein und winden uns schließlich über die schmalen Serpentinenstraßen des Passes über den Col de Tichka, der an seiner höchsten Stelle 2260 Meter erreicht.

Zurück in Marrakech gönnen wir uns noch ein schnelles Dinner aus Kebab-Spießen und Gemüse, bevor wir frisch geduscht und todmüde ins Bett fallen.

 

Dünen des Erg Chebbi

Sonnenaufgang im Erg Chebbi

Ausblick auf das Tal der Rosen

Tag 7

Wieder klingelt unser Wecker früh (zu früh...), denn wir wollen unseren vorletzten Tag dazu nutzen, um uns die Küstenstadt Essaouira am Atlantik anzuschauen, deren Medina ebenfalls zur Liste der UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Auf der gut dreistündigen Busfahrt sehen wir tatsächlich die berüchtigten Ziegen, die sich die besten Blätter der Agernbäume schnappen, indem sie hinaufklettern (hatten wir schon für ein Gerücht oder Touristengag gehalten). Wir besichtigen noch eine Agernöl-Frauenkooperative und probieren uns durchs Sortiment.

In Essaouira angekommen führt unser erster Weg auf den Fischmarkt direkt im Fischereihafem mit seinen vielen blauen Holzbooten. Dort herrscht geschäftiges Treiben und es wird fleißig um Fisch gefeilscht - praktisch alles wird angeboten, vom Aal über Shrimps bis hin zu Oktopussen. Hungrig geworden entscheiden wir uns dann auch zu Mittag bei den Fischgrills nebenan zu essen - frischer geht es nicht!

Anschließend erkunden wir die Medina mit ihren typischen weiß getünchten Häusern mit blauen Fensterläden, den zahlreichen Shops und gemütlichen Cafés. Der atlantische Wind auf den Befestigungsmauern bläst uns fast um - ideal zum Kitesurfen, wenn man's kann und Zeit dafür hat. Wir lassen uns treiben und genießen die Nachmittagssonne bei marokkanischem Mojito, mit frischer Minze aber natürlich ohne Alkohol. Gerne wären wir länger geblieben, doch um 16 Uhr wartet schon der Bus auf uns, und zurück geht es nach Marrakech. An unserem letzten Abend gönnen wir uns dann noch einen der leider sehr schwer zu findenden und total überteuerten Weine, und dann geht auch dieser Tag zu Ende.

Oben schmeckt es einfach am besten... Ziegen erklimmen Agernbäume

Herstellung des Agernöl in einer Frauenkooperative

Essaouira

Fischerboote im Hafen von Essaouira

Tag 8

Unseren letzten Tag nutzen wir größtenteils zum Shoppen und Handeln. Wir schlendern durch die Souqs und vorbei an all den kleinen Handwerksbetrieben, die sich in den versteckten Gassen rund um die Souqs befinden und die dort angebotenen Produkte noch per Hand herstellen: Lederwaren, Schals, Holz- und Metallarbeiten. Nachdem wir all unsere Schnäppchen ergattert haben, resümieren wir unseren Urlaub bei einer letzten Kanne Tee über den Dächern von Marrakech: Marokko ist auf jeden Fall eine (oder mehrere J ) Reise(n) wert, besonders die Wüstentour hat sich gelohnt und eine Trekkingtour durchs Atlasgebirge steht auf jeden Fall bei unserer nächsten Marokko-Reise fest im Programm. Aus unserer Sicht ein wenig schade ist nur, dass in Marrakech selbst die Traditionen leider vor dem wachsenden Tourismus in den Hintergrund zu geraten scheinen und stattdessen versucht wird, den Besuchern wo immer möglich das Geld aus der Tasche zu ziehen.

Ledermarkt in Marrakech

Viertel der Fäbereien

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